Dienstag, 8. Juli 2014

Honorarberatung - die bessere Beratung?

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Hier geht es um die Frage ob man für eine Beratung in Finanzangelegenheiten bezahlen sollte oder nicht. Außerdem gibt es Infos über Honorarberatung: Was passiert da eigentlich und worauf sollte man achten? 

Logo Honorarberatung: Ölgemälde von einem Gelehrten, sozusag. einem Berater, Quelle: Wikipedia



Bei einer Beratung in Finanzangelegenheiten ist für die meisten klar: da gehe ich zu meiner Bank und das ist natürlich kostenlos (1). Doch ist das wirklich der beste Weg?

Was ist eine Honorarberatung?

Zu Beginn erstmal eine Begrifssdefinition. Was ist überhaupt ein Honorarberater? Das ist ein Berater, der Kunden in Finanzangelegenheiten berät. Dafür bekommt er ein vorher festgelegten Geldbetrag. Im Gegensatz dazu gibt es viele Berater, die bei einem Unternehmen angestellt oder selbstständig sind und von den Versicherungs- oder Finanzunternehmen eine Provision für die Vermittlung ausgezahlt bekommen.

Provision vs. Honorar

Wo das Geld für die Berater herkommt kann die Qualität der Beratung masgeblich beeinflussen. Werden Sie direkt bezahlt können sie sich voll und ganz auf die Beratung konzentrieren und dem Kunden mit all seinem Wissen zur Verfügung stehen. Können Sie das nicht, kommen sie leicht in einen Interessenkonlikt. Das Interesse der Kunden möglichst günstige Konditionen zu bekommen steht den eigenen Interessen einer möglichst hohen Provision gegenüber. Denn die Vermittlungsprovisionen für verschiedene Finanzprodukte unterscheiden sich erheblich und können im Bereich von ein paar Euro bis ein paar Tausend Euro liegen (Quelle). In manchen Instituten ist es sogar so, dass die Berater nur die eigenen Produkte verkaufen dürfen.

In der Theorie spricht man von asymetrischer Informationsverteilung und asymetrischer Betroffenheit. Beratende und Kunden haben also unterschiedliche Informationen und sind von den Auswirkungen der Beratung unterschiedlich betroffen. Eine bestmögliche Beratung ist für den Kunden am besten, für das beratende Unternehmen allerdings sehr kostenintensiv und nicht unbedingt vorteilhaft, da sie nicht unbedingt zu einer höheren Provisionszahlung führen muss. Somit haben Kreditinstitute also nicht unbedingt einen Anreiz die bestmögliche Beratung anzubieten.

Kritisch wird es, wenn die Kreditinstitute von einer gezielt falschen Beratung auch noch profitieren. Das kann der Fall sein, wenn sie ihre eigenen Produkte denen anderer Anbieter vorziehen, weil sie für die eigenen Produkte Gebühren verlangen, die ihnen selbst zu gute kommen. Es kann aber auch sein, dass sie Produkte empfehlen die eigentlich schlechtere Konditionen für die Kunden haben, aber eine höhere Provision versprechen.

Ein regulierender Faktor ist die Reputation. Besonders für freiberufliche Berater, die an einem Ort angesiedelt sind, hängen von der Reputation hab. Beraten Sie die Kunden schlecht, haben Sie auf lange Sicht ein Problem. Sie handeln daher eher im Interesse des Kunden. Strukturvertriebe (s.u.) versuchen dagegen ihre Reputation mit großen PR-Events wie Reden von Spitzenpolitikern aufzumöbeln. Das funktioniert auch, aber trotzdem schaden sie ihren Kunden.

Ein Vorteil der Vermittlung durch Provisionen ist dagegen, dass so Menschen erreicht werden, die sonst nicht an die Altersvorsorge gedacht hätten. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Kunde nur bezahlt (über die Provision), wenn er mit der Beratung auch zu Frieden war.

Ein weitere Schwierigkeit bei Finanzprodukten sind die versteckten Kosten, die teilweise sehr hoch sein können. Für Laien sind diese Kosten meist undurchschaubar, selbst manche Experten tun sich dabei schwer. Die Provisionen die die Bank- oder Versicherungsberater dafür bekommen sind natürlich auch in den Kosten der Versicherung oder des Finanzprodukts enthalten. Diese können teilweise auch recht hoch sein.

Arten von Finanzberatern

"Finanzberater" ist im Moment noch kein eigenes Berufsbild, was sich jedoch bald ändern soll. So gibt es im Moment noch die unterschiedlichsten Arten von Beratern, die in Finanzfragen informieren: 

Unabhängige Honorarberater

Unabhängige Honorarberater bekommen ein festes Honorar. Meistens einen bestimmten Stundensatz, für den Sie dann eine Beratung anbieten. Sie bekommen keine Provision vom Abschluss der Verträge und sind somit freier in der Auswahl der Produkte.

Bankberater

Bankberater sind bei einer Bank angestellt und vertreiben meist eher die Produkte ihrer eigenen Häuser, da sie daran entsprechend verdienen. Die Beratung selbst ist dabei meist auf den ersten Blick kostenlos, wird jedoch über die Provision an den Berater finanziert. Diese wiederum speisen sich aus Gebühren die der Kunde letzendes selbst über das Produkt bezahlt.

Verbraucherzentralen

Verbraucherzentralen sind auch eine Alternative für eine unabhängige Beratung. Sie sind meist sehr umfassend informiert und können Preise unter denen von privaten Beratern anbieten. Allerdings sind sie auf externe Geldquellen angewiesen. Häufig werden sie von Sparkassen unterstützt. Dadurch wird Ihnen von Kritikern eine größere Sympathie für die Produkte von Banken als von Versicherungen nachgesagt.

„Unabhängige“ Finanzdienstleister/ Strukturvertriebe

Es gibt Anbieter, die Verträge mit verschiedenen Instituten haben. Das können Einzelpersonen sein, oder auch zu einem Verband zusammengeschlossen. Sie bekommen bei einem Vertragsabschluss die Provision von der Versicherung oder dem entsprechenden Institut. Das Problem dabei ist, dass sie sehr stark auf die Provisionen angewiesen sind. Sie verfügen nicht wie Bankangestellte über ein Festgehalt. Hier werden also auch Produkte bevorzugt werden, die eine höhere Provision versprechen.

Während das bei Einzelpersonen oft noch gut klappt (bei der Recherche habe ich doch recht viele positive Erfahrungsberichte gelesen) ist vor sogenannten Strukturvertrieben (AWD oder DVAG) besondere Vorsicht geboten. Hier verdienen diejenigen, die in der Hierarchie aufsteigen an den Umsätzen ihrer Untergebenen. Dadurch ist der Verkaufsdruck sehr hoch. Besonders für die angehenden Berater ist das oft eine Karrierefalle, da es sich nur für die Berater in den höheren wirklich Positionen lohnt.

Kritische Informationen über Strukturvertriebe gibt auch auf dieser locker geschriebenen Seite.

Wie findet man einen seriösen, unabhängigen Finanzberater?

Eine Schwierigkeit ist derzeit, dass es keine normierten Qualitätsstandards gibt. Jeder, der einen Gewerbeschein besitzt kann auch als Finanzberater auftreten. Normierte Standards, wie im Bereich der Versicherungen, gibt es daher nicht.
Um einen guten unabhängigen Finanzberater zu finden, kann man auf Berufsverbände zurückgreifen. Hier gibt es zum Beispiel den Finanzplaner Deutschland Bundesverband, den Berufsverband deutscher Honorarberater (BVDH) oder den Verbund deutscher Honorarberater (VDH). Die Mitgliedschaft in einem solchen Verband ist keine Garantie, aber dennoch ein gutes Indiz dafür, dass ein Berater seriös ist. Als Kunde sollte man sich auf jeden Fall vorher nach den Qualifikationen der Berater erkundigen.

Welche Fragen klärt man mit dem Finanzberater?

Ist der geeignete Finanzberater gefunden muss erstmal definiert werden, worum es bei der Beratung gehen soll: Geht es nur um die Beratung bei Einzelfragen, oder soll der Berater die gesamte Vermögensplanung über einen längeren Zeitraum übernehmen? Das sollte dann auch schriftlich festgehalten werden. Oft ist es beispielsweise notwendig, dass es nicht nur um die reine Empfehlung von Aktienfonds und Versicherungen, sondern auch um Fragen wie Erbschaftsangelegenheiten und Steuern geht.

In das erste Gespräch sollte man nicht unvorbereitet gehen. Am besten macht man sich eine Übersicht mit den Punkten die für einen selbst wichtig sind.

Bei einem ersten Gespräche erfolgt normalerweise eine Bedarfsanalyse. Welche Vermögenswerte hat der Kunde schon? Wo möchte er noch vorsorgen oder seine Versicherungen oder seinen Vermögensaufbau ausbauen?

Wie teuer ist eine solche Beratung?

Stundenlöhne von 100 bis 150 Euro sind bei freien Beratern üblich. Bei manchen Anbietern können es aber auch mal über 200 Euro werden. Bei einer Verbraucherzentrale sind es ca. 40 bis 100 Euro pro Stunde. Eine Übersicht findet sich beispielsweise hier

Fazit

Sind Honorarberatungen also wirklich besser? Generell ja, denn sie bieten die besseren Rahmenbedingungen für eine gute Beratung. Es gibt ein Interessenproblem, dass sich durch die Provisionen ergibt. Alleine durch rationales Handeln wäre es für sie so besser den Vertrag mit der höchsten Provision abzuschliessen. Dennoch kann man nicht allgemein sagen, dass Berater, die eine Provision per se schlechter sind. Neben ein paar negativen Beispielen gibt es auch sehr viele gute Berater, die auf Provisionsbasis arbeiten. Wollen diese längerfristig im Geschäft bleiben, müssen sie auch über lange Zeit guten Service anbieten. Somit wäre es auch rational den besseren Vertrag für die Kunden abzuschließen um sie länger an sich zu binden. Trotzdem ist es transparenter, wenn man den Beratern ein Honorar bezahlt.

Eine Bezahlung durch direkte Honorare sorgt für mehr Transparenz und möglicherweise gesündere Vertriebsstrukturen bei denen weniger Falschberatung erfolgt. Immerhin ist der Schaden durch die Falschberatung pro Jahr nicht unerheblich. Er wird für insgesamt alle Verbraucher in Deutschland auf 30 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt (nach einer Studie des Bundesverbraucherministeriums Quelle).

Wie auch hier empfohlen wird, ist es empfehlenswert jemanden zu finden der sich mit der Materie gut auskennt und ihm für eine gründliche Recherche gut zu bezahlen. Das können auch Bekannte sein, die sich im Finanzbereich gut auskennen.




(1) Bankberater sind nach wie vor die bevorzugten Ansprechpartner der Kunden. In einer Umfrage im Jahr 2011 gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, sie ließen sich bei Anlageprodukten von einer Bank beraten. (Quelle)

Quellen

Honorarberatung

Allgemein zu Finanzvermittlung

Strukturvertriebe

Sonstiges

  • Interessant finde ich auch diese beiden Startups für eine faire Beratung: Wertea und Rethink.



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Sonntag, 30. März 2014

Chinesische Mythen lustig erklärt

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Eine Blogvorstellung eines Blogs, der chinesische Mythen auf lustige Art und Weise erklärt: fuck yeah chinese myths. Ich finde diesen Ansatz klasse. So lernt es sich doch gleich viel leichter!

klassisches Chiensisches Gemälde von Tian E, mit Logo

Sind Geschichten und Sachverhalte einfach und lustig erklärt macht es gleich viel mehr Spaß sie zu lesen oder zu lernen. Auch bleibt dann alles viel länger im Gedächtnis.

Jetzt bin ich über einen Blog gestolpert, der chinesische Mythen lustig und mit einfacher Sprache erklärt: Fuck yeah Chinese Myths 

Der Blog ist auf Englisch und handelt von verschieden Mythen und anderen Anekdoten rund um die Chinesische Geschichte. Der Sprachstil ist amerikanischer Slang, sozusagen 白话 ;D.

Zum Beispiel gibt es einen kurzweiligen Artikel über die Opiumkriege. Hier ein Auszug davon, wie die Texte so geschrieben sind:  

funny picture of the opium wars with Lin Zexu and Charles Elliot in the Canton Factories
Charels Elliot und Lin Zexu vor dem Handelsquartier der Ausländer.
 A Li’l Background on Trade Missions Anyway, if some of you are familiar with East Asian history, you’d probably know that the Chinese (and possibly the Japanese) weren’t too keen on what they called foreigners comin’ in to trade with them, ‘cause they thought these foreigners were barbarians, or not as civilized and shiz. Which is totes funny, if you think about it - the Brits thought the Chinese were inferior, too. But while France was ditching the monarchy in 1793, the Brits sailed to China with this dude called Lord George Macartney who was all: "Hey Emperor! Um, can you like, not restrict trade and shiz? We don’t need not fixed time and date for ships to come and go, just sayin’." But the Chinese didn’t listen to him ‘cause restricting trade meant keeping social order in check, which was totes important. In 1816, the British tried this again and the Chinese were so not down wit’ that ‘cause the envoy refused to bow to the Emperor. And if you like, didn’t bow to the Son of Heaven, which was a pretty huge thang, the Emperor totally wouldn’t see you. So that was that, right? [...] weiterlesen... 

Ich finde die Idee chinesische Mythen so zu beschreiben sehr erfrischend und kreativ. So kann man auf angenehme Weise etwas dazu lernen. Was kennt ihr für Blogs oder Medien, die einem auf lustige und angenehme Weise etwas vermitteln?
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